Ziel
Equalizer gehören ohne Frage zu den wichtigsten Audio-Tools eines Tonstudios. Von der Bearbeitung einzelner Drum-Sounds bis hin zum Mastering kommen EQs in allen Bereichen einer Musikproduktion vor. In Ableton Live 10 stehen hierfür drei Equalizer zur Verfügung, die sich hinsichtlich Klangcharakter, Handhabung und Funktionsumfang unterscheiden.
In diesem Tutorial wollen euch einen Überblick zu Channel EQ, EQ Eight und EQ Three geben. Alle drei EQs befinden sich im Audio-Effects-Menü von Live und lassen sich bequem per Drag&Drop einer Spur zuordnen.
Für die Grundlagen von Equalizern im Allgemeinen wollen wir euch SOS Tutorial 247 ans Herz legen.
1. Channel EQ
Der Channel EQ basiert auf drei Frequenzbändern, die sich hinsichtlich Zielfrequenz und Gain individuell anpassen lassen. Inspiriert wurde der EQ laut Ableton von der Klangregelung klassischer Analog-Konsolen.
Der Channel EQ bietet folgende Parameter zur Klangsteuerung:
Über den Schalter „HP 80 Hz“ lässt sich optional ein Hochpass-Filter einschalten, mit dem du tieffrequente Störgeräusche entfernen kannst. Diesen kannst du beispielsweise bei Aufnahmen von Sprache und Gesang verwenden. Auch zur Bearbeitung von Drum-Sounds (z.B. Snare oder Bassdrum) kann der Schalter nützlich sein, um den Mix sauber zu halten und mehr „Platz“ für Basslines zu schaffen (1).
Beim ersten Band handelt es sich um ein Low-Shelf-Filter, womit du Frequenzen unterhalb der Zielfrequenz betonen oder reduzieren kannst. Standardmäßig ist die Einsatzfrequenz auf 100 Hz festgelegt (2).
Mit dem Mid-Parameter kannst du den Gain eines Peak-Filters regulieren. Im Vergleich zu den beiden anderen Frequenzbändern, die mit einem Umfang von +/-15 dB verändert werden können, steht hier ein Bereich von +/- 12 dB zur Verfügung. Über den Frequenzregler über dem Gain-Parameter hast du zusätzlich die Möglichkeit, die Mittenfrequenz zwischen 120 Hz und 7.5 Hz zu justieren (3).
Das Pendant zu einem Low-Shelf-Filter ist ein High-Shelf-Filter, dessen Gain du mit dem High-Parameter verändern kannst. Beim Reduzieren des Gains wird das Filter automatisch mit einem Tiefpass-Filter kombiniert (4).
Mit dem Output-Regler kannst du den Pegel bestimmen, der auf den Gesamtklang angewendet wird. Ähnlich zum Makeup-Gain bei Kompressoren kannst du damit Pegelunterschiede, die durch die Bearbeitung mit dem EQ entstanden sind, ausgleichen (5).
Zur optischen Darstellung wird das Frequenzspektrum des Audiosignals und die Frequenz-Gain-Veränderungen als Kurve angezeigt (6).
2. EQ Eight
Der EQ Eight ist der mit Abstand komplexeste der drei Live-EQs und verfügt über die meisten Optionen zur Klangsteuerung. Es handelt sich dabei um einen sog. „vollparametrischen Equalizer“. Das bedeutet, dass die verschiedenen Frequenzbänder hinsichtlich Gain, Zielfrequenz und Filtergüte bzw. Bandbreite verändert werden können. Selbst die Filtertypen können pro Band bestimmt werden. Bis zu acht Bänder stehen pro Eingangskanal zur Verfügung.
Einzelne Bänder können mittels eines Schalters aktiviert und deaktiviert werden. Je weniger Bänder eingeschaltet sind, desto geringer ist die CPU-Auslastung (1).
Pro Band kannst du zwischen acht verschiedenen Filtertypen wählen (2). Diese sind:
- 48 bzw. 12 dB/Oktave Low-Cut
- Low-Shelf
- Bell
- Notch
- High-Shelf
- 48 oder 12 dB/Oktave High-Cut
Zur Justierung von Gain, Zielfrequenz und Bandbreite hast du zwei Möglichkeiten:
1) Klicke auf einen der Filterpunkte und bewege diesen innerhalb der Frequenz-Gain-Anzeige. Durch Bewegungen auf der horizontalen Achse stellst du die Frequenz ein und durch Bewegungen auf der vertikalen Achse stellst du den Gain für das jeweilige Band ein. Bei manchen Filtertypen (Low-Cut, Notch und High-Cut) kann der Gain-Wert jedoch nicht verändert werden (3).
2) Alternativ kannst du die drei Parameter Freq, Gain und Q auf der linken Seite verwenden. Diese beziehen sich immer nur auf das jeweils ausgewählte EQ-Band (4).
Wie schon beim Channel EQ wird das Frequenzspektrum des Audiosignals und die Frequenz-Gain-Veränderung als Kurve grafisch dargestellt (5).
EQ Eight kann in drei verschiedenen Modi verwendet werden: Stereo, L/R und M/S. Der Stereo-Modus ist der Standard-Modus, in dem beide Signale eines Stereosignals identisch gefiltert werden. Mit dem L/R-Modus hast du die Möglichkeit, den linken und rechten Kanal unabhängig voneinander zu bearbeiten. Im M/S-Modus (Mitte/Seite) kannst du das Mittensignal unabhängig vom Seitensignal bearbeiten. Diese Technik haben wir in SOS Tutorial 020 verwendet, um tieffrequente Stereo-Anteile eines Signals zu filtern und den Subbass auf diese Weise mono zu schalten (6).
Bei Aktivierung des Adaptive-Q-Schalters steigt der Q-Wert automatisch zusammen in Relation zur Anhebung bzw. Absenkung des Gains. Dieses Verhalten findet man oft bei klassischen Analog-EQs (7).
Wie bereits beim Channel EQ findest du auch beim EQ Eight einen Output-Gain-Regler, mit dem du etwaige Pegelunterschiede des Eingangs- und Ausgangssignals ausgleichen kannst (8).
Die wichtigsten Funktionen von EQ Eight haben wir damit gedeckt. Abletons EQ-Flaggschiff bietet noch weitere Parameter, die jedoch nur über das Kontextmenü verfügbar sind. Weitere Informationen hierzu findest du im Referenzteil zu Lives Audio-Effekten.
3. EQ Three
Der EQ Three verfügt im Vergleich zu den anderen Equalizern von Live über die wenigsten Klangparameter, ist jedoch auch am einfachsten in der Handhabung. Der Equalizer verfügt über drei Frequenzbänder, die zur Einstellung der Lautstärken für Bässe, Mitten und Höhen verwendet werden können.
Jedes der drei Bänder kann in einem Bereich zwischen +6 dB und -70 dB („Stille“) vom Pegel her verstärkt bzw. abgesenkt werden (1).
Einzelne Bänder können separat mit dem On/Off-Schalter aktiviert und deaktiviert werden (2).
Die virtuellen LEDs geben Aufschluss darüber, ob ein Signal durch das jeweilige Band läuft: Übersteigt das Input-Signal pro Band einen Schwellwert von -24 dB fängt die LED an zu leuchten (3).
Mit dem 24 dB/48 dB-Schalter kannst du zwischen zwei verschiedenen Settings für Flankensteilheit bzw. Filtergüte wechseln: Drastischere Filterungen erzielst du mit der Einstellung 48 dB. Damit wird das Signal, ausgehend von der Zielfrequenz, um 48 dB pro Oktave reduziert (4).
Was den Klangcharakter anbelangt können wir im Referenzteil zu Lives Audio-Effekten lesen:
„Die Filter in diesem Effekt wurden so optimiert, dass sie eher dem Klang einer leistungsfähigen und guten analogen Filterkaskade als digitalen Filtern nahe kommen. Insbesondere im 48-dB-Modus gibt es keine perfekte lineare Signalübertragung, was sich selbst dann in einem leicht gefärbten Klang äußert, wenn alle Pegel auf 0.00 dB stehen. Das ist ein typisches Klangverhalten für Filter dieser Art und gehört zum speziellen Sound des EQ Three. Wenn Sie ein lineareres Klangverhalten benötigen, wählen Sie bitte den 24-dB-Modus oder den EQ Eight.“
Ihr seht also: Den „besten“ Live-EQ gibt es nicht. Jeder hat seine Vor- und Nachteile. Welchen ihr letztendlich auswählt, hängt von der Anwendung und eurem persönlichen Geschmack ab.
In einem weiteren Tutorial wollen wir euch eine Zusammenfassung der Equalizer in Logic Pro X geben.
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