Ziel
Logic Pro X verfügt über neun Distortion-Effekte („Verzerrer“), mit denen Klänge auf unterschiedlichste Weise verfremdet werden können: Amp Designer, Bass Amp Designer, Pedalboard, Distortion, Distortion II, Overdrive, Bitcrusher, Clip Distortion und Phase Distortion. Diese Module lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen: analoge und digitale Verzerrer.
In diesem Tutorial wollen wir euch einen Überblick über die digitalen Distortion-Tools von Logic Pro X geben: Bitcrusher, Clip Distortion und Phase Distortion. Die analogen Verzerrer sind Gegenstand von SOS Tutorial 237. Die Distortion-Effekte von Ableton Live stellen wir euch in SOS Tutorial 234 und SOS Tutorial 235 vor.
1. Einführung
Digital Clipping, Tube Distortion, Tape Saturation, Waveshaping: Dies sind nur ein paar Beispiele für unterschiedliche Arten von Verzerrungen, auf die wir bei aktuellen Musikproduktionen stoßen. Distortion- oder Verzerrer-Werkzeuge freuen sich im Studio einer größeren Beliebtheit denn je. Und das nicht ohne Grund: Modernes Producing findet heutzutage zum größten Teil auf rein digitaler Ebene statt. Mikrofone oder Verstärker wurden in den letzten Jahrzehnten immer rauscharmer, Equalizer immer präziser und Werkzeuge zum „Cleaning“ von Aufnahmen immer effektiver. Zunehmend saubere und hochauflösende Produktionen sind die Folge.
Distortion-Werkzeuge sind eine Möglichkeit, sich diesen verloren gegangenen „Schmutz“ zurück zu holen. Positiv ausgedrückt: Nostalgie. Ein gutes Beispiel ist das Knistern und Rauschen von Vinyl-Schallplatten. Was einst als negativer Effekt analoger Audioperipherie angesehen wurde, wird heutzutage insbesondere im Hip-Hop bewusst eingesetzt, um Produktionen durch eben jenen Nostalgie-Effekt zu verfeinern. Besonders beliebt sind die verschiedenen Typen von Distortion in den Genres Drum&Bass, Dubstep und Industrial, speziell was die Basslines anbelangt. Ein Beispiel für eine elektronische Musikproduktion, die extrem von Verzerrung Gebrauch macht, ist „Mountain Divide“ des Irischen Duos Lakker.
Im Folgenden wollen wir euch einen kurzen Überblick zu den digitalen Distortion-Tools in Logic Pro X geben. Da es sich bei Logic um eine DAW handelt, sind streng genommen natürlich alle enthaltenen Audio-Werkzeuge rein digital. Mit analogen Verzerrern sind hier Effekte gemeint, die analoge Hardware-Geräte emulieren. Entsprechend sind mit digitalen Verzerrern Effekte gemeint, die sich in erster Linie durch einen „digitalen“, „kalten“ Sound auszeichnen. Digitale Verzerrer können allerdings durchaus auch auf Hardware-Ebene existieren.
2. Bit Crusher
Beim Bit Crusher handelt es sich um einen digitalen Low-Resolution-Verzerrungseffekt. Mit diesem Plug-in können die Bit- und Samplerate des Eingangssignals künstlich verringert werden. Das Pendant in Ableton Live zum Bit Crusher von Logic ist Redux.
Mit diesen Tools können charakteristische Lo-Fi-Sounds erstellt werden, wie man sie von Computerspielen der 80er Jahre kennt. Ein aktuelleres Beispiel ist der Soundtrack zum Videospiel Fez (2012), von Disasterpeace alias Rich Vreeland. Mit Chiptune und Bitpot gibt es sogar zwei Musikgenres, die sich hauptsächlich durch Lo-Fi-Klänge definieren, wie sie mit Bit Crusher und ähnlichen Plug-ins produziert werden können.
Die Anwendung von Bit Crusher ist sehr einfach und intuitiv. Die zwei zentralen Parameter sind Resolution und Downsampling. Bei einem Downsample-Wert von „1“ wird jedes einzelne Samplewort an den Output gesendet. Diese Einstellung hat also keine Klangveränderung zur Folge. Je größer der Downsample-Wert, desto mehr Samplewörter werden gefiltert und desto „digitaler“ und „dekonstruierter“ wirkt das Klangergebnis. Der Resolution-Parameter wirkt umgekehrt: Je geringer der Wert, desto extremer das Resultat. Mit dem Resolution-Regler verringerst du die Bit-Auflösung des Input-Signals.
Einen Überblick zu allen Funktionen und Parametern von Bit Crusher findest du hier.
3. Clip Distortion
Clip Distortion ist vergleichbar mit Saturator von Ableton Live, welcher auf Waveshaping basiert und eine große Bandbreite an Verzerrungsmöglichkeiten bietet. Zur Klangmanipulation verwendet Clip Distortion eine Reihe verschalteter Filter, durch die das Eingangssignal nicht-linear verzerrt und durch harmonische Frequenzspektren erweitert wird.
Aufgrund der vielen Optionen und Parameter ist Clip Distortion einer der komplexesten Verzerrer-Effekte von Logic Pro X. Je nach Einstellung sind damit sehr subtile Klangergebnisse möglich, die einen Hauch von „Wärme“ in das Signal einspeisen. Mit extremeren Settings lassen sich aber auch sehr „raue“, „digitale“ und „aggressive“ Klangresultate erzielen.
Hier findest du eine Zusammenfassung der wichtigsten Bedienelemente von Clip Distortion.
4. Phase Distortion
Mit Phase Distortion wird – wie der Name bereits andeutet – die Phase des Input-Signals manipuliert.
Unter der Haube stecken eine Reihe kurzer Delay-Schaltungen, mit denen Teile des Frequenzspektrums zeitlich verzögert und moduliert werden. Die Funktionsweise ist somit ähnlich zu reinen Modulationseffekten wie Chorus oder Flanger. Im Unterschied zu diesen Effekten wird bei Phase Distortion allerdings die Verzögerungszeit nicht durch einen LFO moduliert, sondern durch eine gefilterte Variante des Eingangssignal selbst. Die Auswirkungen der Parametereinstellungen werden in dem mittleren Graphen dargestellt.
Eine detailliertere Übersicht zu Phase Distortion findest du hier.
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