SOS Tutorial 235 Ableton Live - Digitale Distortion Tools

Ziel

Ableton Live verfügt über sieben Distortion-Effekte („Verzerrer“), mit denen Klänge auf unterschiedlichste Weise verfremdet werden können: Amp, Dynamic Tube, Erosion, Overdrive, Redux, Saturator und Vinyl Distortion. Diese Module lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen: analoge und digitale Verzerrer.

In diesem Tutorial wollen wir euch einen Überblick über die digitalen Distortion-Tools von Ableton Live geben: Erosion, Redux und Saturator. Die analogen Verzerrer Amp, Dynamic Tube, Overdrive und Vinyl Distortion haben wir in SOS Tutorial 234 behandelt.

1. Einführung

Digital Clipping, Tube Distortion, Tape Saturation, Waveshaping: Dies sind nur ein paar Beispiele für unterschiedliche Arten von Verzerrungen, auf die wir bei aktuellen Musikproduktionen stoßen. Distortion- oder Verzerrer-Werkzeuge freuen sich im Studio einer größeren Beliebtheit denn je. Und das nicht ohne Grund: Modernes Producing findet heutzutage zum größten Teil auf rein digitaler Ebene statt. Mikrofone oder Verstärker wurden in den letzten Jahrzehnten immer rauscharmer, Equalizer immer präziser und Werkzeuge zum „Cleaning“ von Aufnahmen immer effektiver. Zunehmend saubere und hochauflösende Produktionen sind die Folge.

Distortion-Werkzeuge sind eine Möglichkeit, sich diesen verloren gegangenen „Schmutz“ zurück zu holen. Positiv ausgedrückt: Nostalgie. Ein gutes Beispiel ist das Knistern und Rauschen von Vinyl-Schallplatten. Was einst als negativer Effekt analoger Audioperipherie angesehen wurde, wird heutzutage insbesondere im Hip-Hop bewusst eingesetzt, um Produktionen durch eben jenen Nostalgie-Effekt zu verfeinern. Besonders beliebt sind die verschiedenen Typen von Distortion in den Genres Drum&Bass, Dubstep und Industrial, speziell was die Basslines anbelangt. Ein Beispiel für eine elektronische Musikproduktion, die extrem von Verzerrung Gebrauch macht, ist „Mountain Divide“ des Irischen Duos Lakker.

Im Folgenden wollen wir euch einen kurzen Überblick zu den digitalen Distortion-Tools in Ableton Live geben. Da es sich bei Ableton Live um eine DAW handelt, sind streng genommen natürlich alle enthaltenen Audio-Werkzeuge rein digital. Mit analogen Verzerrern sind hier Effekte gemeint, die analoge Hardware-Geräte emulieren. Entsprechend sind mit digitalen Verzerrern Effekte gemeint, die sich in erster Linie durch einen „digitalen“, „kalten“ Sound auszeichnen. Digitale Verzerrer können allerdings durchaus auch auf Hardware-Ebene existieren.

2. Erosion

Erosion verändert das Input-Signal durch ein kurzes Delay, welches durch eines von drei Wellenformen moduliert wird: Noise, Wide Noise oder Sinus. Damit lassen sich Klangveränderungen erzielen, die stark an Aliasing- und Downsampling-Verzerrungen erinnern. Die Klänge wirken dadurch sehr „kalt“ und „digital“.

Zentrales Steuerungselement von Erosion ist ein graphisch dargestelltes Band, mit dem auf der X-Achse die Frequenz der Sinuswelle bzw. die Mittenfrequenz des Rauschens bestimmt werden kann. Auf der Y-Achse kann die Modulationsintensität bzw. Bandbreite (bei Noise oder Wide Noise) festgelegt werden.

3. Redux

Bei Redux handelt es sich um einen Bit-Crusher, mit dem künstlich die Bit- und Samplerate des Eingangsignals verringert werden kann. Dadurch können charakteristische Lo-Fi-Sounds erstellt werden, wie man sie von Computerspielen der 80er Jahre kennt. Ein aktuelleres Beispiel ist der Soundtrack zum Videospiel Fez (2012), von Disasterpeace alias Rich Vreeland. Mit Chiptune und Bitpot gibt es sogar zwei Musikgenres, die sich hauptsächlich durch Lo-Fi-Klänge definieren, wie sie mit Redux und ähnlichen Tools erstellt werden können.

Die Anwendung von Redux ist sehr einfach und intuitiv. Im Wesentlichen gibt es nur zwei Parameter: Bit Reduction und Downsample. Bei einem Downsample-Wert von „1“ wird jedes einzelne Samplewort an den Output gesendet. Diese Einstellung hat also keine Klangveränderung zur Folge. Je größer der Downsample-Wert, desto mehr Samplewörter werden gefiltert und desto „digitaler“ und „dekonstruierter“ wird das Klangergebnis. Der Bit-Recution-Parameter wirkt umgekehrt: Je geringer der Wert, desto extremer das Resultat.

4. Saturator

Saturator ist ein Effekt, der auf Waveshaping basiert und eine große Bandbreite an Verzerrungsmöglichkeiten bietet. Im Grunde wird beim Waveshaping die Wellenform und damit das Frequenzspektrum des Eingangsignals – in der Regel durch einfache Signale wie Sinus oder Dreieck – manipuliert.

Aufgrund der vielen Optionen und Parameter ist Saturator einer der komplexesten Verzerrer-Effekte von Live. Je nach Settings sind damit sehr subtile Klangergebnisse möglich, die einen Hauch von „Wärme“ in das Signal einspeisen. Mit extremeren Settings lassen sich aber auch sehr „raue“, „digitale“ und „aggressive“ Klangresultate erzielen.

Mehr Informationen zu den verschiedenen Distortion-Tools von Ableton Live und ihren Parametern findest du hier.

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03/11/2019

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