Ziel
Die Verwendung von Herzschlag-SFX hat in Filmen und Computerspielen der Genres Science-Fiction und Horror eine lange Tradition. Ziel ist es, mit Hilfe der Klänge in besonderen Momenten Spannung zu erzeugen. Neben Multimedia-Produktionen können die Soundeffekte aber auch für Musikproduktionen verwendet werden, z.B. als Intro oder im Breakdown eines Tracks.
In diesem Sound-Design-Tutorial wollen wir Native Instruments Absynth verwenden, um Herzschlag-Klangeffekte zu erstellen. Das Quellsample, welches wir hierfür verwendet haben, ist im ersten Klangbeispiel zu hören. Beim zweiten Klangbeispiel handelt es sich um die daraus erstellten SFX.
1. Quellmaterial
Vielleicht stellt man sich zunächst die Frage: Wozu ein Tutorial für Herzschlag-Sounds? Kann ich meinen Puls nicht einfach selbst aufnehmen? Theoretisch ist dies natürlich möglich. Ob die erstellten Aufnahmen aber tatsächlich überzeugen können und brauchbar sind, ist die andere Frage. Durchaus interessante Ergebnisse können mit einem Stethoskop-Mikrofon erzielt werden. Die Anleitung zum Bau eines solchen Mikrofons gibt es in SOS Tutorial 117.
In diesem Tutorial wollen wir die Herzschlag-Sounds jedoch auf der Grundlage von Samples erstellen, die wir mit den Modulen von Absynth in pulsierende Geräusche transformieren wollen. Die Wahl des passenden Samples ist absolut entscheidend für den Klang des Puls-SFX und sollte beim Erstellen des Patches im Vordergrund stehen. Als Ausgangssamples eignen sich besonders gut große Drums, wie sie in Klangbeispiel 1 zu hören sind. Da sich die Puls-Sounds vorwiegend in einem Frequenzbereich von etwa 50-200Hz abspielen, sollten auch die Quellsamples in diesem Bereich über ausreichend Pegel verfügen.
Wir öffnen Absynth als Stand-Alone-Version oder als Plug-in in unserer DAW.
Unter “File” -> “New Sound” erstellen wir einen neuen Patch.
2. Oscillator Main
Als Mittel der Klangerzeugung wählen wir im Patch-Menü von Absynth “Granular” aus (1).
Durch einen Mausklick auf das Feld darunter können wir das Quellsample auswählen, welches wir in die Pulsschlag-SFX umwandeln wollen (2).
Ein Stereoklang macht bei dieser Art von Klangeffekten in der Regel nur wenig Sinn. Selbst beim Import einer Stereo-File lassen wir daher den Oszillator auf “Mono” stehen (3).
3. Oscillator Mod
Im Untermenü “Mod” frieren wir den Klang sozusagen ein, indem wir den Parameter “Time” auf 0% stellen (1).
Wir übernehmen auch die übrigen Werte für die Granular-Settings aus der Abbildung (2).
Probeweise können wir über die virtuelle Tastatur an der unteren Seite von Absynth einen Klang abspielen, der bisher jedoch noch nicht viel mit einem Herzschlag-SFX zu tun hat. Sollte nichts zu hören sein, kann im Oszillator-Menü “Main” der Startpunkt des Samples verändert werden.
4. Low-Pass-Filter
In der Master-Sektion im Patch-Menü aktivieren wir eines der beiden Module, indem wir auf die zunächst noch inaktive Schrift klicken (1).
Als Modultyp wählen wir “LPF 2 Pole” aus (2).
Als Grenzfrequenz legen wir 1000Hz fest (3).
5. Band-Pass-Filter
Wir schalten ein weiteres Modul hinzu und wählen “BPF” als Filtertyp aus (1).
Als Grenzfrequenz legen wir 3000Hz fest (2).
Um die typischen Resonanzen eines Herzschlag-Klanges mit dem charakteristischen “Wah-wah”-Sound zu erzeugen, wählen wir eine relativ hohe Flankensteilheit mit einem Q Wert von 8 (3).
6. LFO
Der entscheidende Teil erfolgt in diesem Schritt: Mit Hilfe eines LFOs wollen wir die Grenzfrequenzen der zuvor ausgewählten Filter modulieren.
Wir begeben uns in das LFO-Menü und wählen eine beliebige Wellenform aus. Für unser Klangbeispiel haben wir z.B. “Hybrid4” verwendet (1).
Mit der Modulationsfrequenz können wir die Geschwindigkeit des Pulses bestimmen. Typische Werte bewegen sich in einem Rahmen von 0.3 bis 1.0 Sekunden (2).
Um die Grenzfrequenzen des LPF und des BPF zu modulieren, wählen wir “Filter Freq” als Modulationsquelle aus. Die Modulationstiefe sollte 100% betragen (3).
Bei Bedarf kann neben der Grenzfrequenz der Filter zusätzlich auch der Pitch des Samples moduliert werden (4).
7. Modulationen erzeugen
Sollten zu diesem Zeitpunkt noch keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzeugt werden, liegt es wahrscheinlich an der falschen Auswahl des Quellsamples. Die Settings für die beiden Filter und den LFO können beibehalten werden, während nach und nach das Ausgangssample ausgetauscht wird (1).
Im Patch-Menü kann das verwendete Sample transponiert oder es kann dessen Startpunkt verschoben werden (2).
Zum Erstellen verschiedener Herzschlag-Varanten können außerdem die Grenzfrequenzen sowie das Feedback der beiden Filter verändert werden oder es kann ein anderer Filtertyp verwendet werden (3).
Auch die Auswahl der Wellenform des LFOs wirkt sich stark auf den Klangcharakter des Herzschlag-SFX aus und kann nach Belieben angepasst werden (4).
Für die verschiedenen Varianten aus unserem zweiten Klangbeispiel haben wir zumeist das gleiche Quellsample aus dem ersten Klangbeispiel verwendet und lediglich einige Parameter wie oben beschrieben verändert. Abschließend haben wir die Pulsschlag-Sounds mit einem Kompressor bearbeitet, um die größeren Ausschläge vom Pegel her zu minimieren. Unerwünschte Frequenzanteile haben wir mit einem Equalizer entfernt.
Die Klänge aus Klangbeispiel 2 sind Teil des Construction Kits der Sound Library “Cinematic Horror” von Boom Library:
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