Ziel
Schon bei den Science-Fiction-Klassikern Alien und Krieg der Sterne schien man davon auszugehen, dass große Raumschiffe und Todessterne stets von einem tiefen Grollen begleitet werden. Über Jahrzehnte hinweg wurde die Sub-Drone zu einem der klischeehaftesten Klangeffekte im Sci-Fi-Genre und auch in modernen Film- und Spielproduktionen wird der Sound immer wieder aufgegriffen.
In diesem Tutorial wollen wir Native Instruments Sound-Design-Flaggschiff Absynth verwenden, um das charakteristische Space Rumble zu reproduzieren. Gute Tieftöner und tolerante Nachbarn sind für dieses Tutorial ein Muss!
1. Ausgangsmaterial bereitstellen
Wie damals in den 70er Jahren wollen wir unser Space Rumble nicht rein synthetisch, sondern auf Basis von Samples erstellen. Da wir jedoch extremes Pitch-Shifting in Kombination mit Granularsynthese anwenden wollen, ist es nicht einfach vorherzusehen, welche Aufnahmen sich für diese Technik am besten eignen. Es sollten also eine Reihe von Samples ausprobiert werden!
Als Ausgangsmaterial eignen sich eine Vielzahl an Klängen: Field Recordings (z.B. Wind oder Fabrikhallen), Metal Hits oder gar Vocals können beispielsweise als Basis dienen. Zwar werden wir die Aufnahmen später um einige Halbtöne nach unten pitchen, doch sollten die Samples bereits von sich aus über relativ viele Mitten und Tiefen verfügen. Die Aufnahmen sollten außerdem transparent sein und wenig rauschhafte Anteile haben. Besonders gut eignen sich extrem verhallte Aufnahmen, die beispielsweise in großen Lagerhallen oder Kathedralen gemacht wurden.
Für unser Klangbeispiel haben wir eine Reihe von Container Hits als Ausgangsbasis verwendet (Klangbeispiel 01). Aufgrund der Größe des Containers verfügen die Aufnahmen über ausreichend tieffrequente Anteile und haben von sich aus einen langen, resonierenden Nachklang.
2. Neuer Patch erstellen
Wir erstellen in der DAW unserer Wahl eine neue Instrumentenspur und wählen Absynth als Plug-in aus. Alternativ kann auch die Stand-Alone-Version von Absynth verwendet werden. Unter “File” -> “New Sound” erstellen wir einen neuen Patch.
3. Granularsynthese und Sample auswählen
Wir begeben uns zum Menüpunkt “Patch” (1).
Als Mittel der Klangerzeugung wählen wir “Granular” aus (2).
Anschließend wählen durch einen Mausklick auf das darunter liegende Feld, wo zunächst noch “none” steht, ein Sample aus. Handelt es sich dabei um eine Stereo-Audiodatei, sollte nach Auswahl des Samples “Stereo” im Modul ausgewählt werden (3).
Sofern unser MIDI-Keyboard korrekt angeschlossen ist, sollten wir das Sample jetzt abspielen können. MIDI-C3 entspricht dabei der originalen Tonhöhe des Quellsamples.
4. Grain-Parameter verändern
Wir begeben uns zum Menüpunkt “Mod” (1). Hier haben wir Zugriff auf die Parametereinstellungen des Granular-Moduls.
Wir reduzieren die Abspielgeschwindigkeit des Samples, indem wir “Time%” auf einen Wert zwischen 0 und 10 bringen. Durch die technischen Eigenschaften von Granularsynthese bleibt dabei die Tonhöhe erhalten. Das Sample wird also bei gleicher Tonhöhe extrem verlangsamt und sozusagen in Zeitlupe abgespielt. Bei 0% wird das Sample “eingefroren” (2).
Die “Density” – die Dichte der Grains – erhöhen wir auf den Wert 8 (3).
Um einen sehr weiten und flächigen Klang zu bekommen, erhöhen wir die “Size” auf den Wert 1000 (4).
Für “R Time” tragen wir den Wert 100 ein (5).
5. Weitere Samples importieren
Um den Klang zu verdichten, haben wir zwei weitere Versionen der Container Hits importiert und die vorherigen Schritte wiederholt. Sollten keine verschiedenen Varianten existieren, kann auch das gleiche Sample mehrmals ausgewählt werden.
Die Abspielgeschwindigkeit der neu importierten Samples haben wir leicht abgewandelt.
6. Sample-Settings justieren
Damit sich die drei Layer, aus denen sich die Bass Drone zusammensetzen soll, mehr voneinander unterscheiden, haben wir unterschiedliche Startpunkte gesetzt. Die Samples werden entsprechend versetzt abgespielt (1).
Entscheidend für die sehr tieffrequenten Anteile unseres Zielklanges ist die Transposition der Samples. Das erste und dritte Sample haben wir um 11 Halbtöne, das zweite Sample um eine Oktave nach unten transponiert. Je nach verwendetem Material können durchaus auch extremere Werte über zwei Oktaven hinaus verwendet werden (2).
Das Verhältnis der drei Schichten haben wir durch die Volume-Regler festgelegt (3).
7. Effekt-Settings definieren
Wir begeben uns in das Effects-Menü von Absynth (1)
Indem wir auf die zunächst noch inaktive Schrift “Effect” klicken, aktivieren wir einen Effekt (2).
Als Effektart wählen wir “Resonators” (3).
Sowohl den Dry- als auch den Wet-Regler bringen wir auf -6dB (4).
Wir übernehmen nun auch die restlichen Effekt-Settings für “Size”, “Feedback”, “Tone”, “Predelay”, “Diffusion” und aktivieren alle drei der zur Verfügung stehenden Resonatoren (5).
8. Envelope-Settings
Um den Ein- und Ausschwingvorgang des Pad-Sounds etwas weicher zu gestalten, begeben wir und zum Envelope-Menü (1).
Mit gedrückter Maustaste können wir die Eckpunkte, die die Volume-Hüllkurve der Oszillatoren definieren, nach belieben verschieben. Wir bringen die Attack- und Release-Dauer aller drei Oszillatoren auf einen ähnlichen Wert wie in der Abbildung (2).
Verschiedene Versionen unseres Space Rumble können wir erzeugen, indem wir das Ausgangssample austauschen, die Startpunkte der Samples verändern oder die Tonhöhe und Lautstärke der individuellen Schichten justieren.
Überflüssige, hochfrequente Klanganteile beseitigen wir abschließend mit einem Low-Pass-Filter. Da wir nur auf die sehr tiefen Frequenzanteile aus sind, kann die Grenzfrequenz des Filters durchaus 500Hz oder weniger betragen.
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