Ziel
Als Eingang von antiken Grabstätten, Schatzkammern oder Pyramiden tauchen Steintüren immer wieder in Abenteuerfilmen oder Computerspielen auf. Klassische Beispiele sind die Soundeffekte aus Indiana Jones und Tomb Raider. In diesem Sound-Design-Tutorial wollen wir eine Technik vorstellen, mit der man das Öffnen und Schließen verschiedener Steintüren akustisch begleiten kann. Zur Klangverfremdung verwenden wir ausschließlich integrierte Effekte und Tools von Ableton Live.
Die originalen Aufnahmen, die zur weiteren Klangmanipulation verwendet wurden, sind im ersten Klangbeispiel zu hören. Beim zweiten Beispiel handelt es sich um die daraus erstellte Steintür.
1. Aufnahmen machen
Eine klassische Varianten zur Erstellung von Steintür-Klangeffekten wurde bereits in den 80er Jahren von Sound Designer Ben Burtt (u.a. Star Wars, E.T., Wall-E) für den Kultfilm Indiana Jones entwickelt: Burtt hob den Spülkastendeckel einer Toilette leicht an und nahm die Kratz- und Schürfgeräusche, die beim Kontakt mit der Oberfläche des Spülkastens entstanden, auf. Die Aufnahmen spielte er anschließend langsamer ab und verringerte dadurch die Tonhöhe.
Mittlerweile wurde diese Technik jedoch so häufig verwendet, dass der Klangeffekt übersättigt ist und viel an seiner Originalität verloren hat. Wir wollen daher eine etwas abgewandelte Methode vorstellen und mit Blumentöpfen anstelle von Spülkastendeckel hantieren:
Verschiedene Blumentöpfe haben wir auf dem Boden positioniert und durch sanftes Drücken und Ziehen auf Asphalt und Fließenboden wenige Zentimeter verschoben. Für größere Steintüren sollten größere Töpfe verwendet werden, durchaus mit einem Durchmesser von einem halben Meter oder mehr. Auch spielt es eine Rolle, ob die Töpfe gefüllt oder leer sind. Wir haben ausschließlich sehr schwere, mit Erde gefüllte Töpfe verwendet. Ferner ist es wichtig, dass nur Töpfe aus Stein oder Ton verwendet werden sollten und keine Plastiktöpfe.
Das Hantieren haben wir mit einem Stereomikrofon aufgenommen und die Aufnahmen anschließend in einem Audio-Editor (Audacity) in einzelne Files zerschnitten. Es ist empfehlenswert, für die Aufnahmen eine möglichst hohe Samplerate und Bitrate (z.B. 96kHz/24Bit) zu verwenden, damit auch nach extremeren Manipulationen eine gute Audioqualität erhalten bleibt. Die Originalaufnahmen sind im ersten Klangbeispiel zu hören.
2. Quellsamples importieren
Wir erstellen in Ableton Live ein neues Projekt und wechseln zur Arrangement-Ansicht (1).
Mit einem Rechtsklick auf die Titelzeile einer beliebigen Spur oder durch den Befehl Cmd+T erzeugen wir 4-5 neue Audiospuren (2).
Wir wählen 5-6 Aufnahmen aus, die uns gut gefallen, und ziehen diese per Drag&Drop auf die Audiospuren – pro Spur ein Sample (3).
3. Samples anordnen
Die einzelnen Aufnahmen können nun nach Belieben verschoben werden, so dass aus dem Zusammenspiel der einzelnen Sounds ein neuer, einheitlicher Gesamtklang entsteht. Diese Sound-Design-Technik heißt “Layering”, was so viel wie “Schichten” bedeutet. Erst die geschickte Kombination einer Vielzahl von Aufnahmen bildet den cineastischen, schweren Klang, auf den wir aus sind.
Gegebenenfalls können auch Volume-Fades verwendet werden, um den Übergang zwischen den einzelnen Samples abzurunden oder mit dem Trimm-Tool die Länge des Samples verändert werden. Da wir unsere Samples jedoch bereits extern mit einem Audio-Editor optimal vorbearbeitet haben, kamen diese Techniken nicht zu Einsatz.
4. Tonhöhe ändern
Durch einen Doppelklick auf die Titelzeile der einzelnen Regionen rufen wir den Sample-Edtior auf (1).
Bei allen Samples deaktivieren wir die Warp-Funktion (2).
Um der akustischen Steintür mehr Gewicht und Volumen zu verleihen, pitchen wir einige Samples um wenige Halbtöne nach unten. Für unser Klangbeispiel haben wir das erste Sample um 3 Halbtöne, alle anderen um 2 Halbtöne transponiert. Je nach Geschmack können für einzelne Layer aber auch extremere Werte verwendet und manche Samples überhaupt nicht bearbeitet werden.
5. Spuren gruppieren
Um die Spuren mit unseren Quellsamples zu einer Gruppe zusammenzufassen, wählen wir alle Spuren an und aktivieren mit einem Rechtsklick die Option “Spuren gruppieren” (s. auch SOS Tutorial 104).
6. Guitar-Amp
Etwas aggressiver und rauer gestalten wir den Klang unserer Steintür, indem wir einen Gitarrenverstärker hinzuschalten.
Aus dem Audio-Effects-Menü wählen wir das Amp-Preset “Rhythm Funk” aus und ziehen es per Drag&Drop auf die neu erstellte Gruppen-Spur (1).
Das Dry-/Wet-Verhältnis reduzieren wir auf 20% (2).
7. Bass-Boost
Noch schwerer und voluminöser gestalten wir unsere Steintür, indem wir die Bässe betonen.
Wir wählen “EQ Three” aus dem Effects-Menü aus und ziehen das Modul neben den virtuellen Gitarrenverstärker (1).
Den Bass-Gain erhöhen wir auf 5dB (2).
Die Frequenz, auf die sich der Regler auswirken soll, legen wir auf 100Hz fest (3).
Abschließend kann unsere Steintür durch eine Prise Reverb der visuellen Umgebung des Mediums angepasst werden. Bei einer großen Schatzkammer sollte beispielsweise ein langer, weiter Hall verwendet werden, während der Zugang eines kleinen Pyramidenraumes entsprechend weniger verhallt sein sollte.
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