Ziel
Parallel Compression schein sich immer öfter als bewährte Technik in der Endproduktion und beim Mastering eines Tracks zu bewähren. Im Unterschied zur klassischen Komprimierung werden dabei, vereinfacht gesagt, nicht die lautesten Signalanteile reduziert und anschließend die Gesamtlautstärke angehoben, sondern die leisesten Signalanteile verstärkt. Peaks und Transienten bleiben somit erhalten, was insbesondere bei Produktionen mit akustischen oder real klingenden Drums die bessere Alternative zur herkömmlichen Kompression sein kann. Gewiss können auch beide Komprimierungsverfahren kombiniert werden.
In diesem Tutorial wollen wir den Pro-C2 von Fabfilter verwenden, um die Anwendung von Parallel Compression zu demonstrieren.
1. DAW öffnen und Audiospuren anlegen
Wir öffnen zunächst eine DAW unserer Wahl und integrieren den Audio-Track, auf den wir Parallel Compression anwenden wollen. In unserem Beispiel ist das eine bereits abgemischte, fertige Produktion, die noch den letzten Feinschliff im Mastering braucht. Der Track wurde schon im Vorfeld normalisiert, d.h. der Spitzenpegel liegt bei 0dB.
Wir legen zwei Audiospuren an, in die wir jeweils den gleichen Track ziehen. Beim ersten Track handelt es sich um die Originalversion, während der zweite Track später die komprimierte Fassung beinhalten wird. Da später beide Signale gemischt werden, reduzieren wir mit den beiden Track-Fader die Lautstärke um 5-10dB. Übersteuerungen sollen dadurch vermieden werden.
2. Kompressor-Settings
Wir wählen den zweiten Track an und wählen Pro-C2 als Plug-in aus (1). Um nur zu hören, was sich auf der Spur mit dem komprimierten Signal abspielt, schalten wir diese auf Solo (2).
Als Settings für den Kompressor wählen wir sehr extreme Werte: Den Threshold bringen wir auf -20dB, die Ratio auf 10:1 und die Regler für Attack und Release ziehen wir ganz nach unten (3). Alle anderen Werte lassen wir auf Default. Natürlich werden für jede Produktion andere Settings verlangt, doch können diese Einstellungen als gute Ausgangsbasis dienen. Wichtig ist darauf zu achten, die Attack-Dauer sehr gering zu halten, so dass die Peaks und Transienten wesentlich vom Pegel her reduziert werden. Es soll ganz bewusst ein “Klangbrei” erzielt werden, der über einen sehr geringen Dynamikumfang verfügt.
Diese extremen Settings würde man so wohl nie auf einen einzelnen Track anwenden. Der Trick von Parallel Compression besteht darin, diesen völlig überkomprimierten Track minimal der originalen, unveränderten Spur hinzuzumischen. Dadurch haben wir im finalen Mix nichts an der Schärfe und Knackigkeit der Transienten verloren, während wir dennoch einen insgesamt subjektiv lauteren Klangeindruck bekommen, da durch Hinzumischen des überkomprimierten Tracks die leiseren Signalanteile angehoben werden.
3. Mix von originalem und komprimiertem Signal
Wir ziehen den Fader des komprimierten Signals ganz nach unten und lassen beide Tracks laufen. Nun faden wir den komprimierten Track langsam ein, bis wir einen subtilen Unterschied hören. Es ist wichtig darauf zu achten, das komprimierte Signal (wet) nur minimal hinzuzumischen – der Originaltrack (dry) soll dominieren!
Anmerkung: Die Anwendung von Plug-ins kann unter Umständen zu geringen Latenzen und Phasenverschiebung führen. Die meisten DAWs haben hierzu eine Latenz-Kompensierung (bei Logic unter “Einstellungen -> Audio -> Allgemein”), wodurch dieses Problem vermieden wird. Zur Sicherheit kann der komprimierte Track zwischengebounced und verschoben werden, bis die Wellenformen des Orignaltracks und des gebouncten, komprimierten Tracks exakt übereinander liegen.
4. Gegenhören
Wir bouncen und normalisieren die Summe aus originalem und dem komprimiertem Signal. Abschließend können wir den neu erstellten Mix gegenhören, indem wir diesen und den Ausgangstrack vergleichen. Die neue Version, auf die wir Parallel Compression angewendet haben, sollte subjektiv minimal lauter klingen, aber nicht überkomprimiert! Sind wir noch nicht zufrieden mit dem Ergebnis, versuchen wir es mit anderen Kompressor-Einstellungen oder mit einem anderen Dry-/Wet-Verhältnis von komprimiertem und nicht komprimiertem Signal.
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