Ziel
Die typischste Anwendung von Sidechain Compression in modernen Musikproduktionen ist wahrscheinlich der altbekannte Pump-Effekt, bei dem die Kickdrum andere Elemente eines Tracks – z.B. Hihats, Pads oder Bässe – regelrecht “aufsaugt” und dadurch besser zur Geltung kommt. Vereinfach gesagt wird dabei die Kickdrum über einen Bus in den Sidechain-Eingang eines Kompressors gesendet, der das Ducking, also das schnelle aus- und einfaden bestimmter Elemente eines Tracks, übernimmt. Sidechain Compression kann jedoch auch verwendet werden, um mehr Transparenz im Mix und ein ausgewogeneres Klangbild zu schaffen.
In diesem Tutorial wollen wir durch den Einsatz eines EQs das klassische Sidechain Ducking erweitern, indem wir nur bestimmte Frequenzanteile eines Signals über einen Bus senden. Dies kann besonders sinnvoll bei längeren Sounds sein, die über ein breites Frequenzspektrum verfügen, das sich mit der Zeit verändert. Kommt beispielsweise in einem Musikstück oder in einer Film-Soundtrack-Produktion eine Explosion vor und man möchte, dass sich lediglich die lang andauernden, tieferen Anteile der Explosionen auf das Sidechain-Ducking auswirken, so kann mit diesem Tutorial Abhilfe geschafft werden.
1. Projekt erstellen und Audio integrieren
Wir erstellen in Logic Pro ein neues Projekt und erstellen zwei Audiospuren.
Auf die obere Spur legen wir die Soundfile, die sich auf die Sidechain Compression auswirken soll und auf die untere Spur legen wir die Soundfile, die geduckt werden soll.
2. Audio duplizieren und an Bus senden
Wir duplizieren die erste Audiospur mit der Audioregion und wählen einen beliebigen Bus als Output aus. Ein Aux-Channel wird anschließend automatisch erzeugt (1).
Im kleinen Mixer-Fenster auf der linken Seite wählen wir den neu erzeugten Aux-Channel aus und wählen “Kein Output” aus (2). Schaltet man diese Spur nun auf Solo, sollte nichts zu hören sein, da wir diese zusätzliche Spur lediglich benötigen, um das Sidechain-Ducking zu kontrollieren.
3. Equalizer integrieren
Wir wählen in der Inserts-Sektion der duplizieren Audiospur einen beliebigen EQ aus (1).
Der Equalizer ermöglicht uns, nur bestimmte Frequenzanteile zum Bus und später zum Sidechain-Eingang des Kompressors zu senden. In unserem Beispiel haben wir einen Low-Pass-Filter ausgewählt, so dass nur die Frequenzanteile unter etwa 200Hz weitergeleitet werden (2). Will man hingegen, dass sich nur die hohen Frequenzanteile eines Signals auf das Ducking auswirken, sollte man entsprechend einen High-Pass-Filter wählen.
4. Kompressor auswählen und Sidechain Compression vornehmen
Wir wählen die Audiospur aus, auf die sich das Ducking auswirken soll, und integrieren als Insert-Effekt einen Kompressor (1).
Im Sidechain-Menü des Kompressors wählen wir den Bus aus, zu dem wir in Schritt 2 unser Ausgangssignal gesendet haben (2).
Spielt man nun die komplette Sequenz ab, sollte das Ducking immer dann einsetzten, wenn besonders laute und gleichzeitig besonders tieffrequente Passagen des Ausgangssignals zu hören sind. Je weiter man den Threshold-Regler nach unten zieht, desto stärker ist das Ausmaß des Sidechain-Duckings (3).
Auch kommt es natürlich auf die Einstellungen an, die man zuvor in Schritt 3 mit dem Equalizer vorgenommen hat. Wenn beispielsweise sowohl ein Low-Cut- als auch ein Hi-Cut-Filter eingesetzt wird, wirkt das Ducking entsprechend nur an den Stellen des Ausgangssignals, die besonders viele Mitten enthalten. Es ist sinnvoll, auch nachträglich, während dem Abspielen beider Sounds, Veränderungen am Equalizer vorzunehmen.
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