Codec von Lese Audio ist ein kostenloses Plug-in für moderne Klangdegradierung. In diesem Tutorial wollen wir euch einen Überblick zu den wichtigsten Steuerungselementen geben.
Einführung
Viele Tools sind darauf ausgelegt, den Klang von Vinyl, Tonband oder Kassette zu simulieren. Codec von Lese Audio verfolgt hingegen einen moderneren Ansatz: Es basiert auf dem Sound von Internet-Kompressionsalgorithmen.
Die Entwickler von Codec stellten sich anfangs die Frage: „What if you could simulate a bad internet connection?“ Tatsächlich gab es bisher nur eine Handvoll Tools, die diesen Effekt nachahmten. Mit Codec hat Lese Audio das vermutlich umfangreichste und realitätsgetreuste Plug-in dieser Art veröffentlicht – und das auch noch kostenlos!
Das Tool basiert auf dem heute am weitesten verbreiteten Encoder/Decoder-System, Opus. Dabei handelt es sich um den gleichen Algorithmus, den auch Discord und WhatsApp verwenden. Codec simuliert eine schlechte Internetverbindung durch sein „Loss“-System: Kurze Abschnitte von Audio können komplett verloren gehen. In diesem Fall versucht der interne Algorithmus, den Sound zu rekonstruieren. Alternativ können die Klangschnipsel für einen Glitch-Effekt gehalten und wiederholt werden.
Codec steht in den Formaten VST3 und AU zur Verfügung. Das Plug-in kannst du kostenlos auf der Homepage von Lese Audio herunterladen. Dort findest du außerdem ein kurzes Einführungsvideo und Klangbeispiele. Die wichtigsten Parameter zur Klangsteuerung möchten wir dir nun vorstellen:
Loss
Der Loss-Parameter ändert die Rate, mit der „Pakete“ bzw. Signalanteile in Echtzeit verworfen werden. Die Kontrolle wird als Prozentsatz gemessen; es handelt sich dabei also um die prozentuale Wahrscheinlichkeit, dass ein Paket verworfen wird. Je mehr du den Loss-Parameter aufdrehst, desto häufiger entstehen also Aussetzer im Signal.
Loss Mode
Mit den drei Schaltflächen rechts neben dem Loss-Regler bestimmst du die Art des Signalverlusts. Random bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit der Aussetzer völlig zufällig ist, Smooth ist ein geglätteter Zufallswert, und Repeat wiederholt dasselbe Paket immer wieder.
Bitrate
Dieser Parameter ändert die Bitrate der Kodierung und damit die Größe des Pakets. Dieser Wert wird in Kilobytes gemessen. Eine Verringerung unter 32 k führt allmählich zu leicht wahrnehmbaren Kompressionsartefakten. Mit noch geringeren Werten kannst du den typischen Bit-Crush-Effekt erzeugen.
Bandwidth
Mit diesem Parameter legst du die Bandbreite des Audiocodecs fest. Wenn Auto ausgewählt ist, passt sich die Grenzfrequenz für die Bandbreite dynamisch an die Bitrate des Codecs an. Dadurch werden besonders starke Artefakte herausgefiltert. Alternativ hast du die Möglichkeit, die Bandbreite auf einen konstanten Wert zu setzen, einschließlich 4, 6, 8, 12 und 20 Kilohertz.
Crunch
Mit der Crunch-Sektion kannst du Codec bis an seine Grenzen bringen. Du hast die Möglichkeit, den Frequenzbereich extrem zu verstärken und nach der Komprimierung und Dekomprimierung wieder herauszufiltern. Dadurch werden deinem Sound bei gleicher Lautstärke noch mehr Artefakte hinzugefügt. Mit dem Crunch-Regler wird die Stärke dieser Filterung eingestellt.
Width und Frequency
Mit diesen beiden Bedienelementen kannst du die Bandbreite und mittlere Frequenz des Filtervorgangs justieren.
Auch über das ebenfalls kostenlose Plug-in Sweep von Lese Audio haben wir ein SOS Tutorial verfasst. Dabei handelt es sich um ein experimentelles „Unendlichkeitsfilter“, das auf den technischen Grundlagen von Shepard-Tönen und Risset-Filtern basiert. Der Effekt kann verwendet werden, um den Eindruck eines unendlich ansteigenden oder fallenden Klanges zu erzeugen.